Reinraum-Blog zu partikelfreien Gegebenheiten

Reinräume und Reinraumkabinen im Vergleich: Hardwall und Softwall

Geschrieben von Joachim Ludwig | 15.5.2018

Die Konzeption und Planung eines Reinraums hängt natürlich in erster Linie von den an ihn gestellten Anforderungen ab. In manchen Fällen genügt bereits ein Sauberraum, besonders aber in der Technologiebranche, der Forschung und im pharmazeutischen Bereich sowie in der Lebensmittelindustrie gelten strenge Richtlinien. 

Nichtsdestotrotz sollte der Entscheidung über die Art und Klassifikation eines Reinraums die Überlegung vorangehen, ob ein Reinraum auch die Lösung an sich für den zu betrachtenden Prozess ist. Jede reinheitstechnische Lösung hat Vor- und Nachteile, diese gilt es zu evaluieren und dann die Entscheidung zu treffen, ob ein Reinraum oder eine andere reinheitstechnische Lösung, z.B. eine Arbeitsplatzlösung oder Minienvironments, den Anforderungen besser gerecht werden. Sollte als Ergebnis dieser Überlegungen trotz hoher Investitions- und laufender Kosten ein Reinraum als die Lösung angesehen werden, dann sollte die für die Prozesse geeignete Reinraum- bzw. Reinraumkabinenlösung in Betracht gezogen werden.

Reinräume lassen sich auf verschiedene Arten realisieren

Im technischen Bereich ist der Maßstab die Partikelkonzentration im Reinraum. Sie wird, je nach Anwendung, in der DIN ISO 14644-1 festgelegt, die Klassen reichen von ISO1 bis ISO9, wobei ISO1 die beste Klasse mit den wenigsten Partikeln ist. In Life-Science-Anwendungen sind zusätzlich mikrobiologische Anforderungen zu betrachten.

Mehr über die Zusammenhänge und Unterschiede der Richtlinien erfahren Sie hier.

Die Ansprüche, die an einen Reinraum gestellt werden sind also höchst unterschiedlich. Es ist daher zwingend notwendig, dass in der Praxis die verschiedensten Modelle und Konzepte zur Anwendung kommen.

Grundsätzlich lassen sich zwei bewährte Systeme unterscheiden:

  1. Reinraumzelte, bzw. Reinräume mit Folienlösungen, sogenannte Softwallkabinen.
  2. Reinräume mit festen Wänden, bzw. Paneelen aus den verschiedensten Materialien, sogenannte Hardwallkabinen.

In der Praxis spricht man bei beiden Varianten von Reinraumkabinen. Je nach Anwendung können diese nur wenige Quadratmeter aufweisen, aber auch ganze Hallen füllen. Zweckdienlich sind in den meisten Fällen Raum-in-Raum-Lösungen.

Welcher Lösungsansatz für Ihre Anwendung sinnvoll ist, ist zunächst nicht nur eine Preisfrage. In vielen Fällen sind die Unterschiede zwischen einer Hardwall- und einer Softwalllösung nur marginal.

Behalten Sie daher vor allem die Anforderungen Ihres Anwendungsfalls im Blick. Generell lassen sich zwar beinahe alle Verwendungszwecke mit beiden Lösungsansätzen umsetzen, in der Praxis zeigen sich allerdings schnell die Stärken und Schwächen der verwendeten Methode.

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Im nächsten Abschnitt erfahren Sie mehr über die Vor- und Nachteile einer Softwalllösung.

Reinraumkabinen mit Softwalllösungen

Besonders, wenn es darum geht, Platz zu sparen, bieten sich oft Softwalllösungen an. Das Arbeiten im zeltähnlichen Reinraum wird dabei nicht von starren Wänden erschwert. In vielen Fällen lassen sich durch Folienlösungen auch schnellere Zugangsmöglichkeiten schaffen.
Je höher jedoch die Luftzufuhr im Inneren des Reinraums ist, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Folien stark nach außen wölben, beziehungsweise abstehen. In der Praxis haben sich halbhohe Folien bewährt, die einen konstanten Luftdurchsatz gewährleisten.

Grundvoraussetzung für die Effizienz eines Reinraums mit Softwalllösung ist die regelmäßige Reinigung der Folien. Hierin liegt auch eine gewisse Herausforderung an das Personal, da Softwalls in der Regel anspruchsvoller in der Reinigung sind als feste Wände, da diese dem Wischtuch auf Grund der Flexibilität ausweichen.

Folien neigen auch dazu auszugasen, das heißt, sie verbreiten vor allem wenn sie neu sind einen Kunststoffgeruch. Wägen Sie daher also ab, ob für Ihren speziellen Anwendungsfall nicht doch auch eine Hardwalllösung in Frage käme.

 

Reinraumkabinen mit Hardwalls

Bei der Rahmenkonstruktion können hier Aluminiumprofilsysteme verwendet werden oder auch Paneelsysteme.

Für die Wandelemente stehen die verschiedensten Materialien zur Verfügung, von Kunststoffen bis zu Aluminiumplatten. Jedes Material hat hier seine Vor- und Nachteile, die man in die Planung mit einbeziehen sollte:

  • PVC-Flächen: Pflegeleicht, aber nicht unbedingt kratzfest. Die preiswerteste Lösung. Bei einzelnen Anwendungen werden Fragen zum Brandschutz bzgl. der Rauchbildung im Brandfall gestellt.

  • Polycarbonat: Mitunter sehr weich, meist etwas haltbarer als PMMA. Nicht immer kratzfest. Auch durchsichtig verfügbar.

  • PMMA: Für durchsichtige Flächen.

  • Stahlbleche: Hohe Stabilität, Korrosionsgefahr ohne Lackierung. Am besten pulverlackiert.

  • Edelstahl: Sehr stabil. Die Oberfläche sollte glatt sein (gebürstet oder poliert).

  • Aluminiumbleche: Leicht und stabil. Die Oberfläche sollte eloxiert und/oder pulverlackiert sein.

  • Glas: Generell die günstigste Lösung. In der Praxis kommen Einscheibensicherheitsglas und Sicherheitsverbundglas zur Anwendung und gewährleisten einen hohen Splitterschutz. 

 

Lassen Sie sich bei der Auswahl der richtigen Reinraumkabine beraten

Die Planung eines Reinraums unterliegt vielen verschiedenen Faktoren, der meist modulare Aufbau ist dabei nur eine der Herausforderungen.

Welche Wandlösung für Ihre Reinraumkabine sinnvoll ist, hängt vor allem vom Grad der Luftreinheit ab, den Sie anstreben. Je höher die Anforderungen, desto eher empfiehlt sich eine Hardwalllösung.

Wir beraten Sie gerne und helfen Ihnen bei der individuellen Erstellung Ihrer Reinraumkabine.